Mirtazapine

Mirtazapine
- Mirtazapin ist in Apotheken weltweit erhältlich, jedoch ausschließlich rezeptpflichtig und ohne ärztliche Verschreibung nicht frei verkäuflich.
- Es behandelt schwere Depressionen (antidepressiver Wirkmechanismus) durch Modulation von Noradrenalin- und Serotonin-Rezeptoren, regt den Appetit an und wirkt unterstützend bei schlafbezogenen Beschwerden.
- Die Standarddosierung für Erwachsene beträgt 15–45 mg einmal täglich zur Nacht, angepasst an Alter, Leberfunktion und Symptomatik.
- Verfügbar als Filmtabletten (15, 30, 45 mg), Schmelztabletten (15, 30, 45 mg) und selten als Lösung.
- Beruhigende Effekte setzen schnell ein, antidepressive Wirkungen zeigen sich meist innerhalb 1–2 Wochen (maximale Wirkung nach 4–6 Wochen).
- Wirkdauer ermöglicht einmal tägliche Einnahme; bei langfristiger Therapie (6–12 Monate nach Remission) zur Rückfallprävention.
- Alkoholkonsum ist gefährlich: Verstärkt Nebenwirkungen wie Schwindel, Blutdruckschwankungen und extreme Müdigkeit.
- Häufigste Nebenwirkungen: Starke Schläfrigkeit, gesteigerter Appetit/Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Schwindelgefühle.
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Mirtazapine
Grundlegende Informationen zu Mirtazapin
Kategorie | Details |
---|---|
INN (Internationaler Freiname) | Mirtazapin |
Handelsnamen (DE) | Mirtazapin HEXAL, Mirtazapin-ratiopharm, Mirtabene |
ATC-Code | N06AX11 |
Darreichungsformen | Filmtabletten (15/30/45 mg), Schmelztabletten (15/30/45 mg) |
Hersteller | HEXAL, ratiopharm, Teva, Sandoz |
Zulassungsstatus | EMEA/FDA zugelassen |
Verschreibungspflicht | Rezeptpflichtig (Rx) bundesweit |
Mirtazapin zählt zu den tetrazyklischen Antidepressiva und ist seit den 1990er Jahren auf dem deutschen Markt verfügbar. Der Wirkstoff wird in Form von Filmtabletten und orodispersiblen Schmelztabletten angeboten, wobei die typischen Stärken 15 mg, 30 mg und 45 mg umfassen. Injektionslösungen sind für Mirtazapin nach aktuellem Stand nicht verfügbar und gehören nicht zum Standardangebot deutscher Apotheken.
Der deutsche Arzneimittelmarkt wird von Generika-Herstellern wie HEXAL und ratiopharm dominiert, wobei der Originalstoff auf Organon zurückgeht. Als verschreibungspflichtiges Medikament ist Mirtazapin ausschließlich gegen Vorlage eines Rezepts erhältlich – sowohl in stationären Apotheken als auch über Versanddienste wie DocMorris oder Shop-Apotheke. Die reguläre Verfügbarkeit ist gegeben, Engpässe gehören nicht zu den typischen Versorgungsproblemen.
Patienten finden Mirtazapin-Präparate standardmäßig in Blisterpackungen zu 30 oder 50 Filmtabletten. Orodispersible Varianten sind weniger verbreitet, aber bei Bedarf verfügbar. Die Lagerung erfolgt bei Zimmertemperatur (15–25°C), wobei Feuchtigkeit und direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden sind. Verschreibungspflichtige Antidepressiva unterliegen strengen Qualitätskontrollen, die durch das Paul-Ehrlich-Institut und die EMA überwacht werden.
Wirkweise und Pharmakokinetik von Mirtazapin
Als tetrazyklisches Antidepressivum entfaltet Mirtazapin seine Wirkung über einen komplexen Pharmakodynamik-Mechanismus: Es hemmt hauptsächlich präsynaptische α₂-Adrenorezeptoren. Diese Blockade führt zu einer erhöhten Freisetzung von Noradrenalin und Serotonin im Gehirn. Gleichzeitig hemmt der Wirkstoff bestimmte Serotonin-Rezeptoren (5-HT2 und 5-HT3), was für einen Großteil der spezifischen Mirtazapin-Effekte verantwortlich ist. Dieser Wirkmechanismus erklärt die dreifache klinische Wirkung – stimmungsaufhellend, stark sedierend und appetitsteigernd.
Nach oraler Einnahme erfolgt die Aufnahme schnell und vollständig. Die maximale Plasmakonzentration wird bereits nach etwa zwei Stunden erreicht. Bemerkenswert ist, dass Nahrung kaum Einfluss auf die Resorption hat. Im Blut bindet sich Mirtazapin hochgradig an Plasmaproteine (~85%), was seine Verteilung im Körper beeinflusst.
Verstoffwechselt wird der Wirkstoff hauptsächlich durch verschiedene Leberenzyme, insbesondere CYP1A2, CYP2D6 und CYP3A4 aus dem CYP450-Stoffwechselsystem. Dies erklärt mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten, die dieselben Enzyme beeinflussen. Die durchschnittliche Halbwertszeit liegt zwischen 20 und 40 Stunden – eine lange Wirkdauer, die meist nur eine einmal tägliche Einnahme notwendig macht. Die Lebermetabolismus-Produkte werden überwiegend renal (~75%) und teilweise fäkal (~15%) ausgeschieden.
Die Zeitspanne bis zum Wirkeintritt unterscheidet sich stark zwischen verschiedenen Effekten: Die charakteristische Sedierung zeigt sich häufig unmittelbar nach der ersten Dosis durch den α2-Antagonismus. Dagegen entwickelt sich die volle antidepressiv wirkende Komponente typischerweise verzögert. Erste Stimmungsverbesserungen können innerhalb der ersten Behandlungswoche auftreten, die maximale antidepressive Wirkung wird jedoch oft erst nach vier bis sechs Wochen erreicht.
Die relativ milde serotonerge Aktivität macht dieses der Gruppe der NAS-Wiederaufnahmehemmer zugehörige Antidepressivum besonders interessant bei Patienten mit Nebenwirkungsproblematiken gegenüber klassischen SSRIs. Diese Kombination aus spezifischem Wirkprofil und guter Steuerbarkeit erklärt den festen Stellenwert von Mirtazapin in der modernen Depressionsbehandlung.
Sicherheitsprofil: Warnhinweise und Kontraindikationen
Mirtazapin ist nicht für jeden Menschen geeignet und muss in bestimmten Situationen absolut gemieden werden.
Absolute Kontraindikationen
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder enthaltene Hilfsstoffe darf Mirtazapin nicht eingenommen werden. Besonders kritisch ist die gleichzeitige Verwendung mit MAO-Hemmern – hier muss mindestens 14 Tage Abstand vor und nach der Behandlung eingehalten werden. Eine Überschneidung kann lebensgefährliches Serotonin-Syndrom auslösen.
Relative Kontraindikationen
Bei folgenden Erkrankungen ist extreme Vorsicht geboten. Eine Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt ist zwingend:
- Schwere Leberfunktionsstörungen: Dosisanpassungen und engmaschige Kontrollen sind notwendig
- Engwinkelglaukom: Wirkung kann den Augeninnendruck gefährlich erhöhen
- Prostatahyperplasie mit Restharnbildung: Anticholinerge Effekte verschlimmern Symptome
- Epilepsie oder Krampfanfälle in der Vorgeschichte: Krampfschwelle kann sinken
- Akute Herzerkrankungen wie Myokardinfarkt oder instabile Angina pectoris
- Bipolare Störung: Risiko für manische Episoden
- Kombination mit anderen stark sedierenden Mitteln: Blutdrucksenkung und Atemdepression möglich
Schwarze-Box-Warnung
Besondere Vorsicht gilt bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren. Zu Therapiebeginn kann das Risiko für Suizidgedanken und selbstschädigendes Verhalten ansteigen. Das ist keine Seltenheit – verantwortungsbewusste Ärzte überwachen diese Gruppe besonders eng.
Diese Hinweise spiegeln sich in den offiziellen Therapieleitlinien für Depressionen wider (S3-Leitlinie Depression). Bei Leberkrankheiten oder bekannten Kontraindikationen ist Mirtazapin keine Option – die Anwendung erfordert stets individuelle Risikobewertung und Patientenaufklärung über mögliche Gefahren.